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Anna-Barbara und Natanael

Etwa ein halbes Jahr bevor es endlich losging, wagten wir eine neue Herausforderung und beschlossen die Harrison Primary School in Kenia zu besuchen. Dank der Hilfe und der guten Koordination von Joshua verlief unsere Vorbereitungszeit tadellos. Am 17. Juli 2022 ging es los. Bepackt mit mehreren Koffern und einem in eine dicke Wolldecke eingepackten Drucker ging es zum Flughafen. Die Nervosität stieg, denn wir wussten, dass der Drucker für Probleme sorgen könnte, dieser aber unbedingt mitsollte. Bei der Sicherheitskontrolle in Zürich wurde der Drucker kritisch und längere Zeit betrachtet, bevor das Personal uns mitsamt dem Drucker in den Flieger lies. Uff, die erste Hürde war geschafft! Der Flug von Zürich nach Frankfurt und von Frankfurt nach Adis Abeba (Äthiopien) verlief ruhig. In Äthiopien angekommen war es nach der langen Reise gefühlt nur noch ein Katzensprung bis nach Mombasa. Doch das Schicksal wollte es anders und wir kamen bereits das erste Mal richtig in Kontakt mit der afrikanischen Kultur. Während wir im Flieger auf die Landebahn rollten, crashte ein Feuerwehrauto in die Seite des Flugzeuges und dabei brach ein Teil des Flügels ab. Vom Fenster aus konnten wir das Geschehen mitverfolgen. In der Schweiz sind wir uns gewohnt, dass alles reibungslos und schnell abläuft und niemand herumtrödelt. Anders in Afrika. Zuerst umarmten sich die Arbeiter herzlich und wechselten ein paar Worte. Einerseits waren wir köstlich amüsiert über dieses afrikanische Problemlöseverhalten anderseits waren wir einfach müde von der Reise und wollten nur noch ins Hotel. Dazu kam die Ungewissheit, wie es überhaupt weitergehen würde. Nach ungefähr zwei Stunden konnten wir den Flieger wechseln und wir rollten zum zweiten Mal zur Rollbahn.

Äthiopische Flughafenmitarbeiter am Ruhen im Schatten des Flügels.

In Mombasa gelandet, startete die Nervosität erneut. Der Drucker musste durch eine zweite Sicherheitskontrolle, was dazu führte, dass die Zollbeamten den Drucker hätten sehen können und dafür sehr viele Steuern verlangen. In dieser Situation wussten wir jedoch, dass irgendwo in der Empfangshalle Lennox (unser Guide) warten wird, der uns zur Hilfe kommen könnte. Dies nahm uns die Nervosität ein wenig. Bei der Sicherheitskontrolle angelangt, kam Natanael die glänzende Idee, den Drucker nicht durch den Röntgenscanner zu schieben und einfach daneben durchzulaufen. (Die Sicherheitskontrolle dort, muss man sich wie eine grosse Halle ohne Absperrungen mit einem Förderband in der Mitte vorstellen). Da es nur zwei Personen hatte, die kontrollierten, aber mehrere Dutzend Passagiere dort waren, konnten wir in der Menge untertauchen und den Drucker «durchschmuggeln», ohne dass ihn jemand bemerkte. Jetzt hatten wir es ganz geschafft! Auf dem Parkplatz des Flughafens lernten wir Lennox und Harrison kennen. Wir konnten es kaum fassen, dass wir es trotz einiger Hindernissen geschafft hatten und wir endlich da waren. Die Fahrt zum Hotel war sehr eindrücklich. Für uns war alles so anders und fremd – ein Kulturschock par excellence. Überrascht hat uns die Lebensfreude und die Herzlichkeit, die dort herrscht. Dies berührte uns zutiefst. Unsere Planung kam durch die Verspätung des letzten Fluges jedoch etwas durcheinander und so reichte die Zeit nur noch um etwas Lebensmittel einzukaufen und dann ging es schon zum Apartment-Hotel. Nach der langen Reise waren wir froh um den Schlaf. Den 1. Tag (Montag) in Kenia verbrachten wir im Hotel, um auszuschlafen und anzukommen.

ERSTER TAG IN DER SCHULE

Am Dienstag gingen wir das erste Mal zur Schule. Wir wurden mit einem grossen Hallo von Lennox und dem Taxifahrer Thomas begrüsst. Vom Hotel zur Schule dauerte die Fahrt ungefähr 40 Minuten. Es war sehr interessant die Gegend so zu erkunden. Die Schule ist von der einen Seite vom Meer umgeben und der Weg ist deshalb nur bei Ebbe passierbar. Da im Juli immer noch Regenzeit herrscht, war der Boden sehr matschig, weshalb wir von den Lehrern der Schule mit Gummistiefeln abgeholt wurden. Die Freude war gross und wir waren überwältigt. Bei der Schule angekommen, wurden wir begrüsst wie noch nie in unserem Leben zuvor. Mit traditionellen Liedern und Tänzen, mit freudigem Hallo, Gejauchze und vielen strahlenden und aufgeregten Kindergesichtern. Nun wurde uns die ganze Schule gezeigt und was in letzter Zeit neu gebaut wurde. Einfach nur wow! Und dann ging die Willkommensparty schon weiter mit einer Gesangsperformance aller Klassen. Wir waren und sind immer noch beeindruckt von den Talenten dieser Kinder. Es folgte eine Zeit des Ankommens, des Kennenlernens und des Austausches. Nebst dem Drucker brachten wir in unserem Gepäck auch Schulhefte, Schreibmaterial, Bastelmaterial und unter vielem mehr einen Verbandskoffer mit. Wir hatten das Privileg ihnen den Inhalt des Verbandskoffer gründlich zu erklären und zu zeigen. Schon bald war Mittagszeit und wir wurden mit «Viazi», im Teig frittierten Kartoffelstücken, versorgt. Diese wurden neben Chapati zu unserem absoluten Lieblingsessen. Wir mussten feststellen, dass dies erst die Vorspeise war. Zum Hauptgang gab es Reis mit Kartoffeln und Tomaten-Zwiebelsalat und darauf folgten frische Wassermelonen, Orangen, Avocados, Bananen und Mangos zum Dessert. Was für ein Festmahl! Wir gingen dann etwas früher wieder zurück, damit wir noch Lebensmittel (da wir selbst kochten) und eine SIM-Karte einkaufen konnten. Wir freundeten uns schnell mit Thomas unserem Fahrer an und es folgten spannende und lustige Gespräche während der Fahrt. Er wurde neben unserem Taxifahrer auch ein bisschen zu unserem Freund und Papa.

DIE ERSTE WOCHE

Am zweiten Tag brachten wir den Drucker mit und halfen bei der Installation. Die Freude war riesig, denn es stand auch die Diplomfeier der Pre-Primary Schüler an und dafür brauchten sie Diplome. Statt diese extern gestalten und drucken zu lassen, konnten sie dies jetzt selbst tun. Dadurch konnte einiges an Geld gespart werden. Wir kamen auch mehr und mehr mit den Lehrern und den Schülern in Kontakt. Am Anfang immer dabei: Harrison und Lennox, welche auf uns aufpassten und uns alles erklärten (auch bezüglich ihrer Kultur). Wir fühlten uns stets sicher und behütet. Es wurde uns auch schnell klar: Man kann gar nicht anders, als diese Menschen einfach in sein Herz zu schliessen.

Leider erwischten wir es mit dem Wetter nicht so gut. Es regnete fast jeden Tag. Dadurch waren die Wege und der Boden matschig, aber die Lehrer brachten uns jeden Tag, wenn sie uns abholen kamen, Gummistiefel mit, damit wir den Weg bis zur Schule einfacher bestreiten konnten. Langsam hatten wir uns eingelebt und kannten die Lehrer und Schüler. Natanael war vor allem im Unterricht dabei, schaute zu, half mit und tauschte sich mit den Lehrern aus. Als selbst angehender Lehrer war dies ein sehr spannender und lernreicher Austausch. Allgemein sind wir von der Art des Unterrichts beeindruckt. Vor allem über den Punkt, dass die Lehrer die Schüler/innen und die Schüler/innen untereinander sich gegenseitig immer wieder ermutigen und einander durch Klatschen oder Lieder «feiern», wenn jemand eine richtige Antwort gibt. Wir sahen, wie sehr dies das Selbstbewusstsein der Schüler/innen stärkt und sie mehr Motivation am Lernen haben. Anna-Barbara half währenddessen dort mit, wo es sie gerade brauchte. Vor allem faszinierte sie die Küche bzw. die Kochstelle, wie wir es als Europäer eher bezeichnen würden. Auch war sie bei der Essensausgabe dabei und half das Geschirr wieder abzuwaschen. Es war ungewohnt über dem Feuer zu kochen und die über 200 Teller von Hand abzuwaschen, aber die Gespräche, die man währenddessen führen konnte, waren sehr wertvoll und bereichernd.  

DIPLOMFEIER

Am Freitag war ein grosser Tag für die Schule. Die Schüler und Schülerinnen der Pre-Primary und der Lower-Primary Klassen hatten ihre Diplomfeier, da sie das Schuljahr bestanden hatten. Die Vorbereitungen starteten schon früh am Morgen. Alles wurde aufgeräumt, gereinigt, gewischt und poliert. Sogar unsere Schuhe wurden gereinigt. Die Schule wurde dekoriert und die Kinder wurden immer wie übermütiger vor Vorfreude. Endlich war es dann so weit. Die Eltern trafen ein und die grosse Vorstellung begann. Die Schülerinnen und Schüler sangen und tanzten klassenweise vor. Nach ein paar Stunden kam endlich der grosse Moment: die Diplomübergabe. Die Absolventen wurden einzeln hervorgerufen, um das Diplom abzuholen und Fotos zu machen. Traditionell bekamen sie ein paar Süssigkeiten von den Eltern geschenkt. Zum Schluss des Tages wurde noch getanzt und gefeiert. Das war ein Fest!

Am Abend fuhren wir zum ersten Mal mit dem Tucktuck über die holprigen Strassen zu Harrison nach Hause, wo wir zum Chapatiessen eingeladen wurden und bis spät am Abend plauderten. Wir fühlten uns sehr wohl und gut aufgehoben.

WOCHENENDE

Am Wochenende beschlossen wir eine kleine Schnorchel Tour zu machen, welche direkt vor unserem Hotel stattfand. Lennox organisierte alles und wir konnten mit Furaha, dem Vater von Joshua, gehen. So waren wir in guten Händen. Wir sahen Fische, welche wir sonst nur im Zoo sehen.
Am Abend mussten wir das uns empfohlene Schweizer Restaurant ausprobieren und es war wirklich gut! Gebracht und abgeholt wurden wir von Thomas, welcher sich auch sehr gut um uns kümmerte.
Am Sonntag wurden wir in die Kirche von Harrison eingeladen und durften sogar eine kurze Predigt halten. Die Kirche ist tatsächlich sehr anders als in der Schweiz. Die Lautsprecher wurden aufs Maximum gedreht, so dass man es noch hunderte von Metern ausserhalb der Kirche hören konnte. Auch war die Dauer des Gottesdienstes ungewohnt für uns. Er dauerte nämlich ganze vier Stunden. Danach durften wir aber das erste Mal das traditionelle kenianische Essen Ugali probieren.
Für Sonntagabend hatten wir geplant zu Thomas’ Haarsalon, welcher er neben seinem Taxiunternehmen führt, zu gehen, um uns die Haare schneiden zu lassen. Dies war lustig, denn der Frisör hatte noch nie europäische Haar geschnitten und wir wurden zu einer Sensation im Dorf. Er machte es aber sehr gut.

ZWEITE WOCHE IN DER SCHULE

Am Montag ging es dann zurück in die Schule. Leider musste uns Harrison dort verkünden, dass er evtl. erst am Freitag wieder in der Schule sei, da ihr Land zuhause abgemessen wurde und er dann ein wichtiges Dokument dafür erhielt. (Bis dahin war in diesem Bezirk nicht klar, wo die Grenze des jeweiligen Landes der Häuser endete und wo begann.) Das war aber kein Problem, denn die Lehrer schauten gut zu uns und wir fühlten uns bereits wie zuhause. Für den Montag war aber noch etwas ganz Bestimmtes geplant: Es wurden fünf Bäume gepflanzt. Einen für Anna-Barbara, einen für Natanael und jeweils einen für Sabine, Tina und Martina. Drei deutsche Frauen, welche seit dem Aufbau der Schule dabei waren und Harrison immer wieder unterstützt haben. Wir fühlen uns sehr geehrt und gerührt, dass nun ein Baum, welcher für uns gepflanzt wurde, in der Harrison Primary School steht.

Am Dienstag nahmen wir einen Tag frei von der Schule und gingen mit Lennox auf eine Delfin-Tour. Dies war eine lange Reise: über drei Stunden Fahrt mit dem Auto und dann noch ca. eine Stunde Fahrt mit dem Boot bis zum Marinepark, wo wir auch schnorcheln gingen. Als wir mit dem Boot zurückfuhren, sahen wir sogar noch ein paar Delfine. Leider etwas weit weg. Der Ausflug war sehr touristisch, dies waren wir uns nicht gewohnt.

Am Mittwoch war der erste Tag, an dem es nicht regnete und einigermassen trocken war. So konnte auf dem Feld Fussball gespielt werden. Gesagt getan. Die Kinder freuten sich riesig.
Die letzten Tage vor der Abreise bestanden darin, noch die letzten Sachen zu erledigen. Z.B. die Spielsachen anzuschauen und zu kontrollieren, ob noch alles ganz ist oder ob sie noch etwas brauchen und auch noch eine zweite Lektion von Natanael für die Lehrer, welche sie sich wünschten, wo er ihnen neue Möglichkeiten des Unterrichtens beibringen konnte. Zudem konnte er auch einige Lektionen in den Klassen durchführen, dies war eine lehrreiche Erfahrung für ihn.
Am Freitag war dann der grosse Abschied. Harrison organisierte für uns extra ein Abendessen mit allen Lehrern. Wir kochten Rösti für sie auf der Induktionsherdplatte und sie kochten Ugali für alle. So hatten wir ein grosses europäisches und afrikanisches Abendessen und ja, sie mochten die Rösti sehr. Lustig wurde es vor allem, als sie das Wort «Rösti» probierten auszusprechen. Harrison und Grace konnten leider nicht dabei sein, da ihr Land immer noch nicht abgemessen wurde, aber sie besuchten uns im Hotel, um uns zu verabschieden.
Die Verabschiedung war nicht leicht, aber für uns war klar, dass dies nicht der letzte Besuch sein wird und dies gab uns wieder Hoffnung.

SAFARI TOUR

Am Sonntag ging es für uns Richtung Amboseli Nationalpark. Nach ungefähr acht Stunden Autofahrt kamen wir in der Sentrim Lodge an. Noch am selben Abend unternahmen wir unsere erste Tour durch den Park und wir waren überwältigt! Es wimmelte nur so von Zebras, Gnus, Giraffen, Elefanten, Nilpferde, Antilopen, Hyänen und Wombats. Wir hatten zudem das Glück, sogar einen Löwen aus der Ferne zu sehen und ein Wüstenfuchs rannte uns vor dem Auto durch. Leider verbarg sich der Kilimanjaro während den zwei Tagen hinter den Wolken und wir bekamen ihn nie zu Gesicht. Dafür war das Buffet an Speisen in der Lodge umso köstlicher. Nach zwei Tagen ging es dann weiter in die Lion Hill Lodge im Tsavo Nationalpark. Der Ausblick von unserem Zimmer aus war atemberaubend. Der Ausblick reichte über die ganze Steppe und man sah vom Balkon aus sogar die Elefanten im Park. Im Gegensatz zum Amboseli Nationalpark ist der Sand in Tsavo rot und es fühlt sich an als gleite man mit dem Auto über die Strassen. Die Autofahrt war zwar angenehmer als im Amboseli, jedoch bekamen wir ausser einem Gepard in der Nähe, einem Löwenrudel aus der Ferne und hin und da ein paar Elefanten, Dikdiks und Wasserbüffel nicht viel zu sehen. Umso schöner war aber die Lodge. Wir waren fast die einzigen Gäste und konnten so die Anlage und den Pool ganz für uns geniessen. Nach zwei Tagen in der Lion Hill Lodge ging es am 4. Juli retour an den Flughafen Mombasa. Von dort aus flogen wir zurück und kamen am 5. Juli müde, aber glücklich nach Hause. Die Umgewöhnung dauerte eine Weile und wir vermissen Afrika oft. Aber wir werden definitiv nicht das letzte Mal dort gewesen sein, das ist sicher!

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